Die Herausforderung, Beruf und Weiterbildung unter einen Hut zu bringen, kennen viele Menschen. Zeit ist ein knappes Gut, und nach einem anstrengenden Arbeitstag fehlt oft die Energie für effizientes Lernen. Dennoch ist kontinuierliche Weiterbildung in der heutigen schnelllebigen Arbeitswelt unerlässlich. In diesem Artikel stellen wir Ihnen fünf wissenschaftlich fundierte Lernstrategien vor, die speziell auf die Bedürfnisse berufstätiger Lernender zugeschnitten sind.
1. Das Pomodoro-Prinzip: Kurze, intensive Lerneinheiten
Die Pomodoro-Technik, benannt nach der tomatenförmigen Küchenuhr ihres Erfinders Francesco Cirillo, ist eine Zeitmanagement-Methode, die besonders gut für berufstätige Lernende geeignet ist.
So funktioniert's:
- Setzen Sie einen Timer auf 25 Minuten und konzentrieren Sie sich vollständig auf eine Lernaufgabe.
- Nach Ablauf der Zeit machen Sie eine kurze Pause von 5 Minuten.
- Nach vier solcher "Pomodoros" gönnen Sie sich eine längere Pause von 15-30 Minuten.
Der Vorteil dieser Methode liegt in ihrer Anpassungsfähigkeit. Selbst an stressigen Tagen lassen sich ein oder zwei 25-Minuten-Blöcke in den Tagesablauf integrieren. Eine Studie der Universität St. Gallen hat gezeigt, dass regelmässige, kurze Lerneinheiten oft effektiver sind als seltenere, längere Lernphasen.
2. Spaced Repetition: Die Kunst des richtigen Wiederholens
Unser Gehirn speichert Informationen nachhaltiger, wenn wir sie in optimalen Zeitabständen wiederholen. Dies ist das Prinzip des "Spaced Repetition" oder verteilten Lernens.
Praktische Umsetzung:
- Wiederholen Sie neuen Lernstoff nach einem Tag.
- Die nächste Wiederholung sollte nach etwa einer Woche erfolgen.
- Weitere Wiederholungen nach einem Monat und drei Monaten festigen das Wissen langfristig.
Diese Methode ist besonders effektiv für berufstätige Lernende, da sie nicht täglich grosse Zeitblöcke erfordert. Stattdessen integrieren Sie kurze Wiederholungseinheiten in Ihren Alltag, etwa während des Pendelns oder in der Mittagspause.
Digitale Lernkarten-Apps wie Anki oder Quizlet basieren auf diesem Prinzip und passen die Wiederholungsintervalle automatisch an Ihre individuellen Lernfortschritte an.
3. Aktives Lernen statt passivem Konsumieren
Einer der häufigsten Fehler beim Lernen ist die passive Informationsaufnahme. Studien zeigen, dass aktive Lernmethoden die Behaltensrate um bis zu 70% steigern können.
Aktive Lernstrategien für Berufstätige:
- Die Feynman-Technik: Erklären Sie das Gelernte in einfachen Worten, als würden Sie es einem Kind erläutern. Dies deckt Verständnislücken auf.
- Mind-Mapping: Visualisieren Sie Zusammenhänge in einem Gedankennetzwerk. Dies hilft besonders, komplexe Strukturen zu verstehen.
- Lerngruppen: Auch virtuell können regelmässige Diskussionen mit anderen Lernenden das Verständnis vertiefen.
Besonders wertvoll für Berufstätige: Verknüpfen Sie das Gelernte direkt mit Ihrer Berufspraxis. Überlegen Sie, wie Sie das neue Wissen in Ihrem Arbeitsalltag anwenden können – dies schafft relevante Bezüge und erleichtert das Lernen.
4. Lernen mit allen Sinnen: Der multimodale Ansatz
Unser Gehirn verarbeitet Informationen über verschiedene sensorische Kanäle. Je mehr dieser Kanäle beim Lernen aktiviert werden, desto besser wird die Information gespeichert.
Praktische Tipps für multimodales Lernen:
- Kombinieren Sie Lesetexte mit Audioaufnahmen (z.B. selbst eingesprochene Zusammenfassungen).
- Ergänzen Sie Ihre Notizen mit Skizzen, Symbolen oder Farbcodierungen.
- Lernen Sie in Bewegung – ein Spaziergang kann die Gehirnaktivität und damit die Lernleistung steigern.
- Erzählen Sie anderen vom Gelernten – das verbessert nicht nur Ihr eigenes Verständnis, sondern aktiviert auch den auditiven Lernkanal.
Diese Methode ist besonders wertvoll für Berufstätige, da sie durch die Variation der Lernmethoden Ermüdungserscheinungen entgegenwirkt, die nach einem langen Arbeitstag auftreten können.
5. Smart Goals: Realistische Lernziele setzen
Die Motivation ist oft die grösste Hürde beim berufsbegleitenden Lernen. Die SMART-Methode hilft Ihnen, Ziele zu formulieren, die Sie tatsächlich erreichen können:
- Spezifisch: Konkrete statt vage Ziele ("Drei Kapitel bearbeiten" statt "Weiterkommen")
- Messbar: Definieren Sie, woran Sie den Erfolg erkennen
- Attraktiv: Das Ziel sollte für Sie persönlich wichtig sein
- Realistisch: Berücksichtigen Sie Ihre verfügbaren Ressourcen (Zeit, Energie)
- Terminiert: Setzen Sie klare zeitliche Rahmen
Ein typischer Fehler berufstätiger Lernender: Sie setzen sich zu ambitionierte Ziele und geraten schnell in Rückstand, was die Motivation untergräbt. Besser: Planen Sie realistisch mit Pufferzeiten und berücksichtigen Sie berufliche Stresszeiten.
Der Schweizer Lernforscher Dr. Martin Krummenacher empfiehlt zudem, Lernziele im Wochenrhythmus zu setzen: "Tägliche Ziele können bei unvorhergesehenen beruflichen Anforderungen schnell scheitern. Wochenziele geben mehr Flexibilität und reduzieren den Druck."
Fazit: Kontinuität ist der Schlüssel
Die vorgestellten Methoden haben eines gemeinsam: Sie setzen auf Regelmässigkeit statt auf vereinzelte Lernmarathons. Gerade für Berufstätige ist diese Herangehensweise nachhaltig und realistisch umsetzbar.
Experimente haben gezeigt, dass 20 Minuten tägliches Lernen über einen längeren Zeitraum effektiver sind als wöchentliche mehrstündige Lernsessions. Das liegt daran, dass unser Gehirn neue Verbindungen am besten durch wiederholte Aktivierung festigt.
Bei DiscoesiBE haben wir unsere Online-Kurse nach diesen Prinzipien gestaltet: Modulare Einheiten, multimediale Inhalte und flexible Lernwege, die sich optimal in den Alltag berufstätiger Lernender integrieren lassen. Unsere Lernplattform bietet zudem Tools für persönliches Lerntracking und adaptive Wiederholungsintervalle.
Beginnen Sie noch heute mit Ihrer Weiterbildung – nicht mit einem überwältigenden Lernplan, sondern mit einem ersten kleinen, aber effektiven Schritt.